Teil 1: Muslimischer Antisemitismus.
In einem Punkt sind sich viele eigentlich sehr unterschiedliche (zum Teil verfeindete) Gruppierungen erstaunlich einig: Im Hass auf Juden und Israel. Es gibt rechten, linken und eben auch islamistischen (muslimischen) Antisemitismus. Letzterer ist aktuell mal wieder sehr öffentlich geworden. Hier ein Überblick über Zahlen/Daten/Fakten/Historie dazu: https://www.tagesspiegel.de/politik/die-wut-der-muslimischen-migranten-das-ist-keine-israelkritik-sondern-antisemitismus/27199006.html

Teil 2: Der linke Antisemitismus.
Das als links einzuordnende Millieu, dem ich mich selbst zurechne, hat ebenfalls eine lange Historie des Antisemitismus. Warum eigentlich? Einen guten ersten Überblick findet ihr hier: https://www.anders-denken.info/informieren/antisemitismus-von-links

Teil 3: Der rechte Antisemitismus.
Judenfeindlichkeit ist grundsätzlich in sämtlichen extremistischen Strömungen verbreitet: Unter Rechtsextremisten ebenso wie bei „Reichsbürgern und Selbstverwaltern“, im Islamismus und Ausländerextremismus wie im Linksextremismus. Der weit überwiegende Teil der antisemitischen Straftaten (über 90 Prozent) wird allerdings von Anhängern rechtsextremistischer Ideologien begangen. Antisemitismus gehört zu den weltanschaulichen Grundüberzeugungen des Rechtsextremismus und ist in fast allen rechtsextremen Organisationen präsent. Die Feindschaft gegen Juden wird sowohl offen zum Ausdruck gebracht als auch verklausuliert in Form antiisraelischer oder antizionistischer Positionen (also Positionen, die sich gegen die Politik oder die pure Existenz des Staates Israels richten). Im Rechtsextremismus finden sich sowohl religiöse als auch kulturelle oder rassistische Begründungsmuster für Antisemitismus. Oft korrespondieren sie mit verschwörungstheoretischen Ansätzen. Sie zeugen von ideologischer Nähe zum historischen Nationalsozialismus und treten meist in Verbindung mit revisionistischen Positionen auf.
Weitere Hintergünde: https://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/261322/der-antisemitismus-im-heutigen-rechtsextremismus
und

Teil 4: Zusammenfasung.
Pauschale Judenfeindschaft hat eine rund 2500 Jahre alte Tradition, in der sich eine Vielzahl Bilder, Gerüchte, Klischees, Vorurteile, Ressentiments, Stereotype von „dem“ oder „den“ Juden bildeten, überlagern und durchdringen. Während die Anlässe, Motive, Begründungen und Zwecke der Judenfeindschaft je nach Zeitumständen und Trägergruppen wechselten, zeigen die dafür benutzten Bilder große Konstanz und Ähnlichkeiten.
Ich bleibe mal im Hier und Jetzt: Wenn man sich mit Menschen jüdischen Glaubens unterhält, dann erfährt man, dass diese eine permanente Bedrohung empfinden oder besser gesagt dieser ausgesetzt sind. Diese Bedrohung ist – ganz unmittelbar – physisch, als auch psychisch durch die Abwertungen und den Hass.
Stell Dir vor, Du würdest mit einer Kippa oder einem sichtbaren Davidstern durch die Stadt gehen. Wer ist Dein „Gegner“? Ich verwende hier mal absichtlich Stereotype: Der „klassische“ Neonazi mit Glatze und Springerstiefeln? Der straff gescheitelte BWL-Typ mit Steppjacke? Die linke Aktivistin mit Zottelhaaren? Der Rentner in der beigen Windjacke? Die schwarze Muslimin mit Kopftuch? Was ist Deine Bedrohung? Gibt es „auf die Fresse“, wirst Du verbal beleidigt, wirst Du skeptisch bis angeekelt angeschaut?
Es gibt (Stand 2019) nur rund 94.000 Jüd*innen in ganz Deutschland. 94.000. Alle anderen 83 Millionen haben eine Meinung zu Jüd*innen. Alle haben eine Meinung zu Israel. Erschütternd viele setzen das gleich. Viel zu viele hassen einfach Juden. Das Wort „Israelkritik“ ist singulär. Ich habe noch nie von einer „Belgienkritik“, „Liechtensteinkritik“ oder auch „Saudi-Arabien-Kritik“ gehört.
Man möge mich nicht falsch verstehen: Es ist keineswegs unzulässig, eine Meinung zur Politik im Nahen Osten, zur Politik von Israel zu haben. Man kann und darf z.B. die Siedlungspolitik ablehnen. Man kann und darf z.B. israelische Politiker*innen ablehnen. Wie immer ist es aber möglicherweise sinnvoll, sich eine differenzierte Betrachtungsweise anzueignen. „Team Israel“ oder „Team Palästina“? Das ist intellektuell schlicht unterkomplex, denn die Historie des gesamten Themas ist lang und kompliziert.
Es gibt aber meiner Auffassung nach eine Grundregel bei dem Thema: Das Existenzrecht Israels darf nicht einmal ansatzweise in Frage gestellt werden. Gar nicht. Niemals. Die Sicherheit Israels ist aus gutem Grunde unsere deutsche Staatsräson. Und ich erweitere das für mich persönlich auf die Sicherheit und das Wohlergehen unserer jüdischen Mitbürger*innen. Antisemitismus, egal woher, muss immer entgegengetreten werden.
„Egal woher“ heißt nicht, dass ich alles gleichsetzen würde. Der Charakter des jeweiligen Judenhasses entspringt aus unterschiedlichen Quellen und muss auch anders bekämpft werden.
Unter keinen Umständen ist es statthaft, vor Synagogen oder jüdischen Gedenkorten zu demonstrieren und dabei hasserfüllte Parolen zu brüllen. Unter keinen Umständen ist es statthaft, einzelne Menschen für die Politik Israels verantwortlich zu machen und diese anzugreifen. Auch nicht, wenn man möglicherweise persönlich betroffen ist von dieser Politik.
Man bekämpft Antisemitismus allerdings auch nicht, in dem man gegen Muslime hetzt, aktuelle Täter*innen einfach abschieben will. Denn wir müssen keinen Antisemitismus „importieren“, wie einige behaupten, er ist seit langem hier. Er ist in der rechten Szene, in der linken Szene, bei Muslimen, bei Christen, bei Fridays for Future, in Burschenschaften, bei den Bürgerlichen, bei den Liberalen, bei den Progressiven; er ist überall. Egal wozu Du Dich zählst: Stell Dich dagegen!
Ein umfangreiches Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Antisemitismus: https://www.bpb.de/politik/extremismus/antisemitismus/
Wikipedia zum Antisemitismus: https://de.wikipedia.org/wiki/Antisemitismus
Ein Beitrag zum Thema „Israelkritik“: https://www.israelnetz.com/kommentar-analyse/2020/11/17/israelkritik-oder-antisemitismus/

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