Pudel im Stadtrat – Wildtiere im Zirkus

In der Sitzung am 17.11.2016 hat der Rat der Stadt Bielefeld mit den Stimmen der Paprika-Koalition (SPD, Grüne, Bürgernähe/PIRATEN) und der Linken endlich den Beschluss des Sozial- und Gesundheitsausschusses (SGA) bestätigt, der besagt, dass wir in Bielefeld in Zukunft keine Zirkusse mit Wildtieren mehr in unserer Stadt haben möchten.

Im SGA haben wir im Beschluss einen rechtlichen Vorbehalt eingebaut, indem wir die Bezirksregierung Detmold um ihre rechtliche Einschätzung baten. Die Bezirksregierung hat sich, nach Rücksprache mit dem Innenministerium, nicht grundsätzlich gegen die rechtliche Zulässigkeit ausgesprochen, sondern lediglich auf die unsichere Rechtslage verwiesen und auf das Prozessrisiko (lt. Rechtsamt ca. 5.000,–€ – das ist meiner Ansicht nach zu verkraften) hingewiesen. Das heißt: Die Zirkusse, die Wildtiere zur Menschenbespaßung mitführen, die bereits Genehmigungen erhalten haben (soweit ich weiß noch zwei in den nächsten zwei Jahren), dürfen noch kommen (wegen bestehender Verträge). Neue Verträge werden nicht abgeschlossen. Wenn also kein Zirkus klagt und wir nicht verlieren, gehört Bielefeld also in Zukunft zu den fortschrittlichen Kommunen in Sachen Tierschutz.

Hier die Beschlussvorlage: https://stadtratereigugat.files.wordpress.com/2016/11/ratsbeschluss.pdf

Hier die Liste der Tierarten: https://stadtratereigugat.files.wordpress.com/2016/11/auflistung.pdf

Hier der ursprüngliche Antrag der Paprikakoalition: https://stadtratereigugat.files.wordpress.com/2016/11/paprika_antrag.pdf

Hier das Protokoll der Beratung im SGA: https://stadtratereigugat.files.wordpress.com/2016/11/protokoll_sga.pdf

Hier das Schreiben des Berufsverbandes der Tierlehrer e.V.: https://stadtratereigugat.files.wordpress.com/2016/11/schreiben_berufsverband_tierlehrer.pdf

Die Diskussion im Rat war von Seiten der bürgerlichen Opposition unsäglich. Herr Nettelstroth (CDU) verhedderte sich in der juristischen Bewertung der Antwort der Bezirksregierung (was vom OB klar gestellt wurde), verwies auf die Frage, ob man nicht erst über die Haltungsbedingungen von Hauskatzen sprechen sollte (Whataboutism) und war in großer Sorge über das Recht der freien Berufsausübung von Dompteuren. Meine Antwort: „Ein Löwendompteur kann auch Pudel zähmen. Er muss nicht arbeitslos werden“.

Jan-Maik Schlifter (FDP) bemängelte, dass es „ja wohl wichtigeres zu entscheiden gäbe“, Frau Becker (BfB) war den Tränen nahe, weil sie die armen Zirkusbetriebe pleitegehen sieht.

Meine Meinung: Ein Zirkusbetrieb, der noch nicht im Jahr 2016 angekommen ist, hat ein Problem mit seinem Geschäftskonzept. Es gibt genügend Zirkusse, die höchst erfolgreich ohne Wildtiere auskommen.

westfalenblattzitat

11 Gedanken zu “Pudel im Stadtrat – Wildtiere im Zirkus

  1. Hallo Michael, du weißt schon, daß wir die Unterstützung für Wildtierverbote aus dem Programm gestrichen haben?
    Wir haben festgestellt, daß das keinesfalls „fortschrittlich“ ist, sondern die Begründung für die Forderung von einem Tierrechtsverein abgeschrieben wurde, der dafür bekannt ist, daß er weder Fachwissen über Tiere oder Tierhaltung besitzt, noch Tierschutz betreibt. Im Gegenteil, diese Leute wollen jeden Kontakt zwischen Mensch und Tier verbieten, bis hin zum Blindenhund oder Rettungshund. Haus- und Nutztiere sollen nach ihrer Satzung ausgerottet werden.

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    • Hallo Manuela! Möglicherweise sprichst Du von dem Piratenprogramm von irgendeiner Ebene. Das Wildtierverbot für Zirkusse stand nicht in unserem kommunalen Wahlprogramm 2014. Das Thema hat die Ratsgruppe, bestehend aus der Wählergemeinschaft Bürgernähe und der Piraten abgestimmt und in die Koalitionsverhandlungen eingebracht. Die Entscheidung, das durchzuziehen hat die gesamte Koalition, bestehend aus den Ratsfraktionen von SPD, den Grünen und der Ratsgruppe Bürgernähe/PIRATEN getroffen. Der Koalitionsvertrag wurde zudem von allen vier Parteien abgestimmt. Wir stehen da voll hinter. Und auch mir persönlich ist das ein großes und wichtiges Anliegen.

      Ich weiß nicht, von was für einem Tierrechtsverein Du in verschwörungstheoretischer Manier schreibst. Es gibt auch nicht nur eine NGO, die sich dafür einsetzt. Die Menschen aus den unterschiedlichsten NGO´s, die diesen Antrag von uns begrüßten, hatten eine ausgesprochen hohe Fach- und Sachkenntnis. Die dystopischen Vermutungen Deinerseits kann ich in keiner Weise teilen.

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      • Michael, das ist keine Verschwörungstheorie. Die Position ist die von PeTA, die ihr euch zu eigen gemacht hat, und in deren eigener Satzung steht, daß sie jeglichen Kontakt zwischen Mensch und Tier unterbinden wollen. Maßgebliche Personen bei PeTA – darunter die Gründerin und Vorsitzende, Ingrid Newkirk – haben sich mehrfach öffentlich geäußert, die Ausrottung aller Haus- und Nutztierrassen zu begrüßen und zu fördern. Sie begrüßen übrigens auch Gewalttaten „für die Sache“ – namentlich Sachbeschädigung, Brandstiftung, Einbruchdiebstahl (Alex Pacheco, Director, PeTA). Es gibt von PeTA dutzende Videos auf YouTube, in denen wahrheitswidrige Behauptungen über Circustiere (insbesondere die Wildtiere!) aufgestellt werden. So behauptet PeTA in den Videos immer wieder, daß eine Haltung nicht verantwortbar und eine artgerechte Haltung gar nicht möglich sei. Sie behaupten weiterhin, daß die Tiere nur in engen Käfigen gehalten würden, daß sie mit Gewalt dressiert würden, daß sie alle schwer verhaltensgestört wären, daß sie durch den Transport ständig gestresst wären. Alle diese Behauptungen sind widerlegt. Die Tiere haben Freigehege, deren Größe denen von Gehegen im Zoo entspricht. Training findet durch positive Verstärkung statt. Verhaltensstörungen treten so gut wie nicht auf (es gibt einige wenige Ausnahmen, ausschließlich bei Tieren, die aus schlechter Haltung übernommen wurden – bei denen haben sich bestehende Störungen erheblich gebessert!). Transport erzeugt nachweislich keinen Streß, dies wurde anhand mehrerer wissenschaftlicher Tests mit Messung des Cortisolspiegels im Speichel nachgewiesen.

        Wenn du nicht weißt, daß PeTA ständig vor Circusunternehmen mit Wildtieren demonstriert, dann kann es mit deiner Kenntnis zum Thema nicht weit her sein. Schau mal in die Presse, überall, wo ein größerer Zirkus auftritt, wie etwa Krone, Busch, oder Voyage, gibt es ein entsprechendes Echo in der Lokalpresse. Jedesmal tritt PeTA dort als Akteur auf und fordert exakt die Verbote, die ihr nun beschlossen habt. Aber du schreibst, keine NGO setzt sich ein? Dann informier dich bitte erst, ehe du Anträge unterstützt, und greif nicht noch Leute an, die sich seit Jahren mit dem Thema befassen.

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      • Hallo Manuela!

        Ich habe mir gerade mal die Satzung von PETA angeschaut: https://www.peta.de/mediadb/PETA_Satzung_Maerz-2012.pdf

        Dort steht:

        „§ 2 Zweck des Vereins
        Zweck des Vereins ist die Förderung des Tierschutzes, insbesondere
        • die Förderung des Rechts der Tiere, keinen Grausamkeiten, Misshandlungen oder Verfolgungen ausgesetzt zu sein,
        • die Sensibilisierung des Bewusstseins, dass Tiere fühlende Lebewesen sind, die ohne eigenes Verschulden leiden müssen,
        • die Information über unnötige Laborversuche mit Tieren und Massentierhaltung unter unwürdigen Bedingungen, die Aufklärung über Möglichkeiten zur Vermeidung und die Verhinderung solcher Laborversuche und Massentierhaltung.
        §3 Tätigkeit des Vereins
        Zur Förderung des Satzungszwecks ist der Verein berechtigt, alle gesetzlichen Mittel zu nutzen, insbesondere
        • die Verwendung und den Verkauf von Produkten, die nicht von Tieren stammen oder an Tieren getestet wurden, ideologisch zu unterstützen,
        • bildende und öffentliche Veranstaltungen und Ereignisse gegen Grausamkeiten gegenüber Tieren zu unterstützen und Bildungsveranstaltungen zu den Satzungsthemen selbst durchzuführen.
        • durch die Veröffentlichung oder sonstige Arten der Verteilung von Informationen einschließlich der Verbreitung von Nachrichten-Rundschreiben an die Öffentlichkeit zu treten und Verbraucherschutz zu betreiben.
        • die Erstellung und Veröffentlichung von Bildungs- und Unterrichtsmaterial zu allen Bereichen des Tierschutzes und der Tierrechte.
        • durch das Ersuchen zu Spenden die Unterstützung der Tätigkeit des Vereins zu fördern.“

        Entschuldige bitte, aber ich kann dort keine Deiner Vorwürfe verifizieren. Könntest Du das bitte belegen?

        Und Du willst einer NGO doch nicht vorwerfen, dass sie für ihre Sache eintritt (Demos vor Zirkussen), oder? Oder warst Du noch nie auf einer Demo für „Deine“ Sache, die gegen die Meinung und das Tun und Treiben von anderen sein kann?

        Im Übrigen kurz gesagt: Unsere Forderung ist, dass wir keine Zirkusse mit Wildtieren mehr in unserer Stadt haben wollen. Das muss ich nirgendwo abschreiben.

        Ich habe mich vorher informiert, ich habe Argumente abgewogen und ich bin zu einer Entscheidung gekommen. Ich halte es für falsch, wenn die von uns benannten Wildtiere zur Menschenbespaßung durch die Gegend gekarrt werden. Und damit bin ich doch nicht alleine. Laut einer Umfrage von YouGov sehen 65% der Bevölkerung das so (Nein, ich habe die Umfrage nicht selbst nachgezählt). Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/zirkus-wildtiere-bundeslaender-fordern-verbot-a-1082878.html

        Also, liebe Manuela: Ich möchte Dich bitten, mir Belege für Deine Behauptungen zu liefern, vielleicht hast Du ja eine andere Satzung von PETA gefunden, sonst wirkt das alles nur von Lobbyisten nachgeplappert. Ansonsten hast Du selbstverständlich das Recht auf Deine Meinung. Und ich habe das Recht auf meine. Und meine Meinung hat eine breite demokratische Mehrheit im Bielefelder Stadtrat bekommen. Minderheitenschutz gibt es obendrein: Es dürfen weiterhin herzlich gerne Zirkusse kommen, nur ohne Wildtiere, aber davon gibt es mittlerweile genug. 🙂

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  2. Was für eine triefende Arroganz maßt sich dieser Michael an, von der Dummheit seiner aussage ganz abgesehen. Ein Pudel wird niemals einen Löwen in seiner Erhabenheit und Faszination ersetzen können. Ob dieser Michael mit allen, die nicht seiner Meinung sind so herablassend und ignorant umgeht? Ob sich seine Wähler dieser Hochnäsigkeit bewusst waren?
    Und von welcher fachlichen und sachlichen Kompetenz er wohl spricht, wenn er die anonymen Fachleute nennt, die ihn wohl beraten haben sollen? Spricht er vielleicht von den selbsternannten Wildtierexperten diverser Tierrechtssekten, oder hat er doch mit den Amtsveterinären, Zootierärzten und Tierlehrern gesprochen? War er etwa tatsächlich bei einem Circus vor Ort, um sich dort zu informieren? Ich kann es nicht glauben !!!

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